Test: Wolfenstein – The New Order (PS4)
Endlich erscheint mal wieder ein richtiger Shooter, bei dem man sich mal wieder so richtig austoben kann. Doch nach der großen Freude erfolgt die Ernüchterung, besonders wenn man die geschnittene Version hat. Denn die nagt an dem Shooter, den man uns hierzulande verkauft.
Wie zu erwarten ist „Wolfenstein: The New Order“ recht simpel gestrickt. Man kämpft sich durch einigermaßen schlauchige Levels und ballert eine Vielzahl an geklonter Gegner weg. Unterwegs sammelt man etliches an Munition und Rüstung. Zudem findet man natürlich noch allerhand an Sammelgegenstände, Codes, Tagebüchereinträge und Zeitungsausschnitte. Auch zwei Maschinengewehre auf einmal tragen und damit alles wegrotzen was einem in die Quere kommt – gar kein Problem. Aber auch Wolfenstein passt sich dem Zeitalter an, wo man auch mal schleichen muss und den Schalldämpfer nutzen sollte. Und so empfiehlt es sich in manchen Level mal einen Gang runter zu schalten. Aber das ist kein Muss, denn wie ihr letztendlich das Level meistert bleibt euch überlassen.
Zwischendurch kommen immer wieder sehr gut vertonte Videosequenzen, die uns den Charakter und seine Hintergrundgeschichte näher bringen sollen. Sie ist aber nur Beiwerk und absolut nicht anspruchsvoll, sondern typischer Gehirn-Aus-Spiel-ab-Stoff. Ihr im Weg steht besonders die Zensur, die aus „Nazis“ lediglich das „Regime“ macht. Daher ist natürlich auch die originale Sprachausgabe ist nicht enthalten, da sie viele schlimme Wörter enthält. Hakenkreuze wurden im ganzen Spiel durch das Wolfenstein-Logo ausgetauscht, Heil Hitler Grüsse komplett heraus genommen und ab und zu sind Videosequenzen auch so geschnitten, dass sie mitten im Geschehen abbrechen. Komplett ungeschnitten halte ich für nicht wahr. Wann endlich werden auch Spiele als Kunst anerkannt und wir müssen uns nicht mehr solch lächerliche Schnitte antun?
Optisch ist Wolfenstein sehr gut geworden. Jedoch hätte man hier noch mehr rausholen können. Next Generation Feeling hatte ich nicht wirklich. Das gaben mir andere Titel wie beispielsweise Ryse. Auch die Charaktere und deren quasi nicht vorhandenen Emotionen, auch in Zwischensequenzen, tragen dazu bei. Dafür können Licht- und Schatteneffekte stellenweise sehr überzeugen. Texturen sind überwiegend sehr scharf – nur die Textur-Popups nerven und erinnern in Zusammenhang mit Bethesda stellenweise doch sehr an den Vorfall bei Rage.
Als weiteres Manko würde ich die Gegner-KI bezeichnen, denn die ist stroh doof. Wolfenstein ist natürlich alles andere als ein intelligenter Shooter, der Taktik erfordert. Wie ich schon schrieb kann man getrost sein Gehirn auf Sparflamme stellen, denn die Gegner sind einfach nur Kanonenfutter. Die Gegner reagieren nicht schnell, haben von flankieren und Deckung nutzen wenig gehört und kriegen scheinbar nicht oft mit, wenn man selbst die Position wechselt und lassen sich hervorragend in den Rücken schießen. Vielleicht ist das aber auch ein historisches Feature, denn vielleicht waren die Deutschen im Krieg wirklich so dumm, was ich nicht so recht glauben mag. Lediglich in der Maße kann die KI dann einem zusetzen, während der Alarm los tönt. Das liegt aber wie gesagt nicht am taktischen Verhalten, sondern einfach an der Vielzahl der Gegner, die dann einfach überwiegt.
Akustisch hat Bethesda nicht gekleckert und wirklich gute Sprecher verpflichtet. Der Soundtrack ist zudem super und auch die Sounds sind wirklich sehr gut. Allerdings ist manchmal alles bis auf die Dialoge zu laut und man weiß nur dank Untertitel was dort geredet wird.
Einen Multiplayer gibt es übrigens nicht. Man konzentriert sich hier auf das wesentliche. Die Spielzeit ist mit 15-20 Stunden ordentlich. Auch gibt es eine sehr coole Alptraum-Sequenz, in der man Wolfenstein wie damals spielen darf.
Fazit
Die Entwickler hatten wohl keine wirkliche Richtung. Während die Trailer ein cooles Spiel versprachen, welches glatt von Quentin Tarantino sein könnte, hat das Spiel selbst eine sehr dünne Story. Es ist wirklich nicht erkennbar welche Linie die Entwickler fahren wollten und oft nicht erkennbar worum es nochmal ging. Aber hier das Gehirn auszuschalten ist nicht verkehrt, denn Wolfenstein ist einfach ein Schießbuden-Shooter. Nicht mehr und auch nicht weniger. Die KI ist richtig dumm und eigentlich nur Kanonenfutter.
Die Grafik fand ich überwiegend okay, vermittelte aber leider kein Next Generation Feeling. Die Charaktere sehen teilweise cool aus, zeigen aber keinerlei Gefühle.
Das Schlimmste ist aber die Zensur: Nicht nur die bekannten Hakenkreuze mussten weichen, auch die Englische Tonspur ist nicht enthalten, demnach wurde auch die Story verändert.
Im Gesamten ist das Spiel okay, wird seinem vorigen Hype aber nicht gerecht. Wolfenstein und Ego Shooter Fans ohne großen Anspruch können bedenkenlos zugreifen, allerdings bitte nicht die USK-Version kaufen. Tut euch selbst einen Gefallen und lasst die Finger von dieser Version.
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