Freunde.
Menschen. Ich höre Menschen. Viele. Sie lachen und haben Spass. Ich schaue aus dem Fenster. Unser Nachbar, mit dem wir uns wirklich sehr gut verstehen, feiert seinen Geburtstag. Und viele seiner Freunde sind gekommen. Feier ihren Freund. Singen ihm ein Ständchen. Mir gefällt was ich sehe und höre.
Und ich schaue auf meinen bevorstehenden Geburtstag im Oktober. Eigentlich feiere ich meinen Geburtstag nicht, aber ich werde 40. Ein runder Geburtstag. Eigentlich ein Grund zum feiern. Und ich überlege ob mein Geburtstag auch so schön werden würde. Und ich komme auf das Ergebnis: Nein. Denn mein Freunde-Radar ist kaputt. Zu schnell stufe ich jemanden als Freund ein. Und werde doch nur enttäuscht. Ein Grund mal auf ein paar Freunde zu blicken.
Lieber wenig echte Freunde, als viele Falsche
Da haben wir zum Beispiel meinen besten Freund, mit dem ich mir eigentlich fast jeden Abend ein Ründchen virtuelles Welt retten genehmige. Auf ihn kann ich mich verlassen. Er hilft mir, wenn ich ihn brauche. Ich helfe ihm. Wir besuchen uns. Manchmal. Alles gestaltet sich jedoch schwer. Er wohnt in der Nähe von Köln, ich in Berlin. Nicht selten habe ich darüber nachgedacht in seine Nähe zu ziehen. Vielleicht klappt es ja diesmal. Er verdient die Bezeichnung „Freund“ ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken. Ohne es zu bereuen. Ich liebe ihn wie den Bruder, den ich nie hatte.
Schaue ich weiter sehe ich einen Nachbarn, der mittlerweile zu einem Freund geworden ist. Eigentlich zoffen wir uns immer nur per Whatsapp über technisches Verständnis, aber dennoch sind wir Freunde. Vielleicht nicht die Besten, aber wir sind Freunde. Jeder hilft dem anderen wenn er kann. Obwohl wir nur ein paar Häuser entfernt wohnen machen wir relativ wenig in der Realität. Gemeinsame Essen oder Treffen der Familien finden nicht statt. Ich wünschte es wäre mehr. Aber es ist so wie es ist.
Dann haben wir den Freund dessen Freundschaft sich aus der Kita vom Erstgeborenen entwickelt hat. Ab und zu zocken wir mal was zusammen. Oder besuchen uns gegenseitig. Gehen ins Kino oder woanders hin. Aber es wird mehr. Ich merke wie das Bedürfnis wächst hier mehr zusammen zu machen, einfach weil ich vielleicht vorher den Fokus einfach falsch gesetzt habe. An dieser Entwicklung an diesem Beispiel bin ich auch irgendwie selbst Schuld. Auch hier wünschte ich mir es wäre mehr.
Es gäbe noch weitere Beispiele positiver Natur, aber ich möchte euch auch nicht langweilen. Ich denke ein paar Beispiele reichen einfach.
Lächeln und winken
Dann haben wir die „Freunde“ wo man nicht weiss woran man ist. Auf der einen Seite wollen sie mal was mit einem machen, auf der anderen Seite halten sie dich fern von ihrem Bekanntenkreis oder Leben. Es war bei manchen mal mehr, aber mittlerweile auf das nötigste abgeflacht. Es gab eine Zeit da hatte so mancher mehr Zeit und man ist öfter abgehangen. Ja, fast täglich. Doch nun ist man eher nur der Ersatzspieler, den man aus der Schublade holt, wenn kein anderer Zeit hat. Emotionsloses absagen kann da durchaus schon vorkommen. In dem einen Moment will man sich treffen, im nächsten hat es sich dann doch erledigt. Da frage ich mich ernsthaft: Bin ich hier der Depp den man aus der Schublade holt wenn man ihn braucht? Wenn wir getrennte Wege gehen wollen, sagt es mir doch einfach. Aber nur der Reservespieler sein – darauf habe ich kein Bock.
Doch bei all den Menschen, denen ich begegnet bin oder mich gut verstanden habe wurden aus Freunden niemals verbitterte Feinde. Entweder verlief es sich von selbst oder man war so offen und hat sich gesagt, dass es nicht funktioniert oder man kein Interesse hat es fortzuführen. Das ist auch völlig in Ordnung und immer der beste Weg. Es entwickeln sich schliesslich auch manchmal neue Bekanntschaften, aus denen vielleicht auch Freunde werden. Das Leben ist ständig in Bewegung. Steht niemals still. Bei mir, bei den Menschen um mich herum, bei meinen Freunden. Ich habe vielleicht nicht viele, aber ein paar gute auf jeden Fall.
Mir selbst bleibe ich treu
Ich wechsele die Perspektive und überlege wer mich zu seinem Geburtstag einladen würde. Ausser vielleicht Zwei. Der Rest eher kaum. Warum sollte ich dann meinen Geburtstag feiern? Mir fällt kein guter Grund ein. Und so schicke ich eine Nachricht herum und feiere auch meinen runden Geburtstag nicht. So bleibe ich mir wenigstens treu.
-1 Comment-
Richtig Entscheidung. Echte Freunde richten auch so einen Geburtstag oder überraschen. Wirst ja im Oktober sehen, ob du echte Freunde hast oder nicht.
Und wenn du was machen willst: Ein Essen mit ein paar der wichtigsten Freunde reicht übrigens aus. Mehr braucht es manchmal gar nicht. Und sei es nur mit deinem Freund aus Kölle.